Die Geriatrie (oder Altersmedizin, Altersheilkunde) diagnostiziert und behandelt Krankheiten des alten Menschen. Die Geriatrie ist nicht auf ein bestimmtes Mindestalter festgelegt, allerdings sind die meisten der PatientInnen älter als 65 Jahre. Da die Krankheitsbilder dieses Fachbereiches in ihren Anforderungen über die rein organisch orientierte Medizin hinausgehen, bietet die Geriatrie zusätzliche Therapieangebote zur Lebens- und Alltagsbewältigung für ältere Menschen.
In der Geriatrie tätige ErgotherapeutInnen arbeiten mit Menschen, die aufgrund ihrer Krankheit Schwierigkeiten in der Bewältigung ihres Alltags haben und/oder in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt sind.
Wann ist eine Ergotherapeutische Behandlung im Bereich Geriatrie sinnvoll?
- Demenz
- Abklärung, bspw. bei möglicher Sturzgefahr
- Altersdepression
- allgemeiner Schwäche
- der Notwendigkeit einer Remobilisation, bspw. nach langer Bettlägrigkeit durch Fraktur oder Sturz
- kognitiven Defiziten
- orthopädischen, neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen im Alter
- emotionaler oder psychosozialer Instabilität
- der Notwendigkeit palliativer Versorgung
Da Personen mit über 65 Jahren oft von Nebendiagnosen wie Schlaganfall, Morbus Parkinson oder Arthrose betroffen sind, beschränkt sich das ergotherapeutische Tätigkeitsfeld in der Geriatrie nicht auf eine speziell definierte Zielgruppe. Vielmehr ist es ein Zusammenwirken unterschiedlicher Fachbereiche, welche während des therapeutischen Prozesses mitberücksichtigt werden müssen.
Wie gehen Ergotherapeuten vor?
Je nach Diagnose, Bedarf oder individuellem Therapieziel erfolgt die Ergotherapie im Einzel- oder Gruppensetting. Die therapeutische Intervention kann sich über einen Zeitraum von wenigen Wochen bis mehreren Jahren erstrecken.
Öfter als in anderen Fachbereichen zielt die ergotherapeutische Behandlung in der Geriatrie weniger auf eine Verbesserung als auf eine Erhaltung der vorhandenen Fähigkeiten ab. Krankheiten wie Demenz können aus heutiger medizinischer oder therapeutischer Sicht nicht geheilt werden, sodass eine Verlangsamung des Krankheitsfortschritts bereits ein sehr gutes Therapieergebnis ist.
In manchen Fällen – nicht nur auf Palliativstationen – begleiten ErgotherapeutInnen ihre PatientInnen bis zum Tod. In dieser letzten Lebensphase ist oftmals das Schmerzmanagement ein wesentlicher Bestandteil der Therapie.
Welche Methoden kommen in der Ergotherapie zum Einsatz?
In der Geriatrie stehen ErgotherapeutInnen unterschiedlichste Methoden zur Verfügung, um physische, kognitive oder psychosoziale Fähigkeiten zu trainieren:
- Training der Aktivitäten des täglichen Lebens wie Einkaufen, Kochen oder Körperpflege
- Verbesserung sensomotorischer Fähigkeiten wie Beweglichkeit, Ausdauer oder Gleichgewicht
- Training kognitiver Funktionen wie Gedächtnis, Orientierung oder Wahrnehmung
- Förderung sozialer und emotionaler Kompetenzen wie Kommunikation oder Kreativität
- Aktivierung basaler Funktionen bei weit fortgeschrittenem Krankheitsverlauf
- Hilfsmittelberatung und –versorgung
- Wohnungsadaptierung im Sinne der Sturzprophylaxe
- Angehörigenberatung
Der Kontakt zu Angehörigen ist in der Arbeit mit geriatrischen PatientInnen ein wichtiger Faktor. ErgotherapeutInnen geben Angehörigen wertvolle Informationen und Hilfestellungen für eine aktive Unterstützung des alten Menschen in seinem individuellen Umfeld.